Es ist ein kalter Wintertag an dem ich Christina treffe. Wir sind schon seit einigen Jahren befreundet, haben uns aber nie so wirklich viel Zeit genommen, intensiver über ihre Heimatstadt zu sprechen. Ich weiß, dass sie die Stadt mag, gerne hier lebt. Um so mehr bin ich gespannt, was mir Christina heute auf dem Weg zu ihrem Lieblingsplatz, dem Ufer an der Gülser Brücke, erzählen wird.
Nach meinem Umzug, beginnt Christina, von der sogenannten „Scheel Sick“ nach Moselweiß bin ich den Weg entlang der Mosel hin zur Gülser Brücke oft sonntags mit meinem, damals kleinen Sohn Nils gegangen, meist um dort die Enten zu füttern. Es war für uns fast ein sonntägliches Ritual, egal ob mit Sonne, bei Regen oder Schnee. Es ist mein Platz, um Ruhe zu finden, zum Abschalten vom Alltag, zum Entspannen beim Blick über den Fluss.
Schön ist es hier, denke ich spontan. Dass die Gülser Brücke derzeit saniert wird und eingerüstet ist, stört uns nicht. Wir schauen über die Mosel hinüber zum Koblenzer Stadtteil Güls und entdecken einen Nutria, der ruhig nahe des Ufers schwimmt.
Es ist doch wirklich wunderschön hier, oder? fragt Christina leise. Ich nicke und möchte jetzt wissen, warum sie sich in Koblenz wohlfühlt. Es scheint, als ob ihr viele Gedanken durch den Kopf gehen, bevor sie bestimmt antwortet. Koblenz ist mein Zuhause. Die Stadt hat alles, ist aber dennoch überschaubar, mich faszinieren die Natur, die Weinberge, die Flüsse. Wenn ich von einer Reise zurück komme, empfinde ich ein Gefühl von Heimat. Es gibt Menschen in dieser Stadt, die ich liebe und ohne die ich nicht leben möchte. Koblenz liegt außerdem in der „Mitte“, man kann von hier aus rasch überall hin.
„Ich weiß, wo meine Wurzeln sind.
Für die lebensfrohe Koblenzerin hat sich ihre Stadt in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. Als junger Mensch empfand sie Koblenz eher langweilig. Sie wirkt ernst als sie sagt, dass sie diese Stadt nur verlassen würde, wenn es sich aus der Veränderung ihrer Lebensumstände ergeben würde, sei es der Liebe wegen oder beruflich. Aber sie ist auch absolut sicher, egal wohin es sie verschlagen mag, sie sie weiß, wo ihre Wurzeln sind.
Was würdest du einem Fremden spontan über deine Stadt sagen und wohin würdest du ihn zuerst führen, setze ich unsere fröhliche Unterhaltung fort.
Natürlich zum Schängelbrunnen in der Koblenzer Altstadt. Christina lacht jetzt herzhaft und ansteckend, bevor sie begeistert weiterspricht. Ich würde dem Fremden natürlich die Geschichte vom „Kowelenzer Schängelche“ erzählen, das ist schließlich Heimatkunde. Und ich würde ihm sagen … dann zögert sie einen Moment … ich würde ihm sagen, ganz einfach, in dieser Stadt finden Sie alles was Sie brauchen und vieles mehr.
„Koblenzer, Menschen mit Ecken und Kanten…
Christina ist eine „echte“ Koblenzerin und um so neugieriger bin ich, wie sie die Koblenzer selbst wahrnimmt. Sie legt den den Kopf in den Nacken und fragt: Die Koblenzer? Das sind Menschen mit Ecken und Kanten, ein wenig stur, lieben nicht gerade die Veränderungen. Das beste Beispiel war die BUGA 2011. Erst die ewigen Diskussionen, ob die BUGA nach Koblenz kommen soll, und dann die Begeisterung vom ersten Tag an. Aber wir Koblenzer sind Menschen mit dem „Herz am rechten Fleck“ .
Hast du Wünsche an diese Stadt? Sie denkt nicht lange nach. Wünsche? Ja, ein Hallenbad im Zentrum der Stadt! Und betont engergisch, das kann doch nicht so schwierig sein!
Am Ende unseres Gespräches will ich natürlich auch von Christina wissen, wie sie Koblenz mit nur fünf Begriffen beschreiben würde. Eine leicht Aufgabe, scherzt sie, Koblenz ist bunt, grün, lebendig, warmherzig und lustig.
Ich verstehe genau, was sie meint.
Am Ufer der Mosel, Dezember 2017____________________________________________
Christina P., Jg. 1966, Koblenzerin, geboren in Koblenz, lebt in Koblenz, Moselweiß
Lieblingsplatz: Ufer unterhalb der Gülser Brücke