Wieder einmal stehe ich an meinem Lieblingsplatz am Deutschen Eck. Ich schaue über den Rhein hinauf zur Festung Ehrenbreitstein, lasse dann meinen Blick langsam am Fels hinab über das sich bunt verfärbende Laub gleiten, genieße die letzten Strahlen der Oktobersonne auf meiner Haut und denke wieder einmal, was für ein schöner Ort.
So denkt auch Salomé. Mit der jungen Frau bin ich heute Abend hier verabredet. Sie möchte mir ihren Lieblingsplatz, die Stufen am Deutschen Eck hinab zum Rhein, zeigen. Und ich bin sehr gespannt, was sie mir darüber erzählen mag.
Du denkst bestimmt, ich werde dir jetzt eine aufregende Geschichte erzählen, lacht Salomé fröhlich, aber es ist ganz simpel. Ich sitze hier einfach gerne am Wasser, genieße die Sonne und das Licht. Manchmal komme ich einfach nach Feierabend hier vorbei, manchmal mit Freunden, mit einer Flasche Wein oder gar einem Picknick. Genießen, Zeit miteinander haben und dazu dieser schöne Ort, das ist doch Lebensfreude, oder?
Ich nicke, verstehe genau, was Salomé meint. Wir sitzen nebeneinander auf der obersten Treppenstufe und blicken auf den Rhein. Buntes Stimmengewirr der Touristen zieht an uns vorüber. Ein Schiff biegt in die Moselmündung. Die Treppenstufen sind noch leicht gewärmt. Fasziniert frage ich Salomé, wie sie diesen Ort gefunden hat. Sie denkt einen Moment nach und erzählt sie mir dann leise von ihrem Ankommen in Koblenz. Neu in der Stadt hat sie viele Spaziergänge unternommen und eher zufällig diese Stufen entdeckt. Hier kann man wunderbar den Sonnenuntergang genießen, sagt sie.
Salomé ist seit gut drei Jahren in Koblenz. Sie hat in Siegen studiert, danach einen Job in Montabaur gefunden. Und dann war da plötzlich diese Frage, wo wirst du wohnen, erzählt sie. Im Vorstellungsgespräch bekam ich den Tipp, mich in Koblenz umzuschauen. Das war aber zunächst recht ernüchternd und nach vielen Wohnungs- und WG-Besichtigungen war ich sehr frustriert. Auf einer Heimfahrt habe ich am Straßenrand einfach angehalten und nur noch gedacht, wie schrecklich doch Koblenz ist. Heute ist Salomé froh, sich doch für Koblenz entschieden zu haben. Sie hat eine wunderbare WG im Koblenzer Stadtteil Lützel gefunden und weiß inzwischen, dass sie damals in den für sie eher weniger passenden Stadtteilen gesucht hat. Sie fühlt sich wohl. Und das liegt nicht nur daran, dass gefühlt aus jedem Fenster in diesem Stadtteil eine andere Musik zu hören ist, Hiphop, Techno oder arabische Klänge, lacht sie jetzt wieder so herzlich.
…ich bin im Urlaub hier.
Inzwischen kennt sich die 28-Jährige gut in ihrer neuen Heimatstadt aus. Sie genießt vor allem, dass man in Koblenz immer etwas erleben kann, dass es viele Kneipen und Cafés gibt, wo man draußen sitzen kann, aber vor allem, dass die Menschen so offen und lebensfroh sind. Oft denke ich, sagt sie, ich bin im Urlaub hier.
Auf meine Frage nach den Koblenzern erklärt mir Salomé, dass diese sehr herzlich sind. Es gibt sehr viele engagierte und kreative Menschen in dieser Stadt, betont sie. Ich konnte schon einige über mein Projekt „Künstler in Koblenz“ kennenlernen. Allerdings, jetzt wird sie etwas leiser, mit dem Kennenlernen der Menschen hier habe ich mich anfangs doch recht schwer getan. Ich bin in der ersten Zeit oft zu meiner Familie, nach Hause gefahren. Irgendwann habe ich erkannt, dass man sich entscheiden muss, wenn man Wurzeln schlagen will. Und dann habe ich mich ganz bewusst für das Leben hier entschieden. Heute bin ich gut vernetzt, kenne viele Menschen aus Koblenz und Umgebung, bin selbst aktiv in dieser Stadt. Angekommen.
Das kreative Potential in dieser Stadt braucht eine Plattform…
Salomé liebt die Lage der Stadt an den beiden Flüssen, die grünen Oasen, die Fachwerkhäuser in der Altstadt, die kleinen Galerien, die sich entwickelnden Künstlertreffs. Allerdings, meint sie nun ganz ernst und streicht geschwind eine Haarsträhne aus der Stirn, da ist echt noch Luft nach oben. Das kreative Potential in dieser Stadt braucht eine gemeinsame Plattform und Räume, in denen man sich treffen, Ideen entwickeln und umsetzen kann. Außerdem muss das bestehende kulturelle Angebot viel stärker beworben werden. Und wenn ich mir etwas wünschen darf, dann ein Programmkino. Am besten in Lützel, da kann ich dann zu Fuß hingehen, sagt sie schelmisch.
Möchtest du denn in Koblenz bleiben, frage ich nach. Salomés Antwort kommt rasch und ohne Zögern. Koblenz ist der erste Ort, an dem ich mir vorstellen kann, zu bleiben und das liegt vor allen an den Menschen hier. Sie machen diese Stadt für mich lebens- und liebenswert.
Auf meine Frage, was man einem Gast in Koblenz unbedingt zeigen sollte, nennt die lebensfrohe Koblenzerin sofort das „Cafe Köstlich“. Nach einem Frühstück dort würden sie dann durch die Rheinpromenade zur Seilbahnstation schlendern und hinauf zur Festung Ehrenbreitstein gondeln. Aber auch der „Statt Strand“, die Eisdiele „eGelosia“ oder das Moselufer und die Balduinbrücke würde Salomé ihrem Gast gerne zeigen. Koblenz an einem Tag?, fragt sie keck und gibt sich die Antwort gleich selbst. Das geht doch gar nicht! Hier gibt es so viel zu entdecken.
Und was würdest du deinem Gast über deine neue Heimat sagen, möchte ich nun auch noch wissen.
Jetzt lässt sich Salomé mit ihrer Antwort Zeit. Sie schaut mich an, lächelt und formuliert es so: Es ist schön hier, weil es so viele Möglichkeiten gibt, draußen etwas zu unternehmen. Man kann sich treiben lassen, gut Essen und Trinken, Spazieren gehen oder einfach nur am Wasser sitzen.
Magst du mir deine Stadt noch mit fünf Begriffen beschreiben, frage ich zum Abschluss. Salomé nickt und wieder schmunzelt sie so sympathisch. Koblenz ist, sie zögert kurz, Wasser, Natur, die Mittelgebirge Hunsrück, Westerwald und Eifel, Essen und Trinken und…Sonne, ja hier scheint oft die Sonne.
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Salomé, fotobegeistert, bloggt gerne
Lieblingsplatz: Treppenstufen am Deutschen Eck