Sina: Wassernah wohnen und leben

Sina lebt seit 2012 in Koblenz. Die gebürtige Norddeutsche ist mit kleineren Umwegen über Marburg und Ludwigshafen in die Stadt gekommen und möchte, wie sie mir erzählt, auch gerne bleiben.

„Inzwischen fühle ich mich hier heimisch, bin angekommen, sagt sie ruhig und lächelt, und das liegt nicht nur an Rhein und Mosel. Ich bin gerne zu Fuß in der Stadt unterwegs, genieße es, durch die gut restaurierte Altstadt oder die schön gestalteten Rheinanlagen zu bummeln. Immer wieder fasziniert mich der Blick vom Deutschen Eck oder von den Koblenzer Brücken auf die beiden Flüsse. Wassernah wohnen und leben, für mich als Kielerin ein Muss, auch wenn die Mosel nun mal nicht die Ostsee ist. Nur die Möwen, die vermisse ich wirklich.“

Die Balduin-Brücke, Mai 2019

Während Sina erzählt, dass sie sich zwar aus beruflichen Gründen, aber ganz bewusst für Koblenz entschieden hat, bummeln wir in Richtung Balduinbrücke, ihrem Lieblingsplatz. Diese Brücke, eine steinerne Bogenbrücke über die Mosel, ist die älteste erhaltene Brücke in Koblenz. Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut und verbindet die Altstadt mit dem Stadtteil Lützel. Der Blick von dort über die Mosel hinüber zur Altstadt, zum Deutschen Eck und hinauf zur Festung Ehrenbreitstein ist immer wieder beeindruckend. Ich frage Sina, was sie an diesem Platz so fasziniert.

„Ich bin oft mit dem Zug unterwegs, erklärt sie uns, und aus Richtung Norden führt die Strecke in die Stadt über die Eisenbahnbrücke, die unmittelbar neben der Balduinbrücke liegt. Meist komme ich spät am Abend zurück und wenn ich mitten hinein in die Dunkelheit die beleuchtete Festung hoch über dem Rhein sehe, deren Licht sich in den Flüssen spiegelt, weiß ich, jetzt bin ich wieder zuhause. Oft stelle ich mich schon vorher an die Tür im Zug, um in Ruhe diesen Moment zu erleben. Ihr mögt das ja vielleicht für kitschig halten, aber für mich ist das der schönste Blick auf Koblenz,“ sagt sie und lächelt wieder.

Blick von der Balduin-Brücke auf die Festung Ehrenbreitstein, Mai 2019

Wenig später erzählt mir Sina, dass es ihr nicht leicht gefallen sei, nur einen Lieblingsplatz zu benennen, da es für sie noch viele andere schöne Plätze gibt. Einer davon liegt im Koblenzer Stadtteil Karthause, das sogenannte Löwentor. Sie geht dort oft am Abend spazieren und schaut dabei auf die beleuchtete Stadt und das hell angestrahlte Schloß Stolzenfels.

„Ich kann mich dort einfach auf die Treppenstufen stellen und den Ausblick genießen, einfach herrlich,“ schwärmt sie, „aber du wolltet ja nur einen Lieblingsplatz.“

Und welchen Platz würdest du einem Fremden zeigen, der zum ersten Mal nach Koblenz kommt?, frage ich interessiert.
„Die Moselbrücken,“ antwortet Sina spontan, „denn der Blick von diesen Brücken auf die Stadt und die Flüsse ist für mich viel faszinierender als der Blick von der Festung Ehrenbreitstein. Schau selbst einmal,“ sagt sie überzeugt zu mir.
Danach würde die junge Frau einen Bummel durch die Innenstadt machen, hin zum Schloss und von dort den Weg über die Rheinanlagen in die Altstadt nehmen. Am Wasser entlang, das ist ihr besonders wichtig. Und sie würde dabei von Rhein und Mosel schwärmen, aus der interessanten Koblenzer Geschichte erzählen und erwähnen, dass es drei Archive in der Stadt gibt.
„Auf das Stadtarchiv blickt man ja direkt von der Balduinbrücke,“ erklärt  die Historikerin.

Blick von der Balduin-Brücke auf die Koblenzer Altstadt, Mai 2019

In ihrer Freizeit nutzt die Neu-Koblenzerin oft die Kursangebote in der Volkshochschule, fährt gerne Schiff und erkundet Burgen und mittelalterlich geprägte Orte im Koblenzer Umland.

„Die fehlen ja in Norddeutschland,“ zwinkert sie mir zu. Das Freizeitangebot in der Stadt und in der Umgebung empfindet sie als gut und ausreichend. Nur mehr Freiluftkonzerte, zum Beispiel in der Innenstadt oder an den Flussufern, und mehr originalsprachige Filme in den Kinos könne es noch geben.

Hast du denn noch andere Wünsche an die Stadt, was magst du in Koblenz eher weniger?, hake ich direkt nach.
„Oh, da fällt mir sofort die Koblenzer Verkehrsführung ein,“ sagt sie ohne zu zögern, „die ist nicht immer logisch und als Fremder bist du mit den vielen Brücken, den Hoch- und Einbahnstraßen schon etwas überfordert.“
Auch einen schönen Wochenmarkt, so wie Sina diese aus Kiel oder Ludwigshafen kennt, fände meine Gesprächspartnerin attraktiv, am besten direkt in der Altstadt auf dem Münzplatz.
Und dann, nur einen kurzen Moment später scherzt sie: „Das Koblenzer Klima müsste dringend verbessert werden. Für uns Norddeutsche ist es im Sommer hier viel zu warm.“
Wir lachen und ich verspreche, diesen besonderen Wunsch gerne aufzunehmen.

Dass Sina inzwischen in Koblenz angekommen ist und sich von den Menschen hier aufgenommen fühlt, spüre ich während des Gesprächs immer wieder. Die Koblenzer erlebt Sina als sehr aufgeschlossen, sympathisch und interessiert an ihrer Stadt. Nur den Ur-Koblenzer Dialekt versteht sie sehr schlecht, empfindet es aber schön, ihn immer wieder in der Stadt zu hören.

Lange und intensiv habe ich an diesem herrlichen Sommerabend mit Sina geplaudert.
Als ich sie frage, ob sie mir fünf Sätze zu ihrer neuen Heimatstadt sagen mag, überlegt sie eine Weile.
„Koblenz ist für mich die Stadt an Rhein und Mosel, sehr beeindruckend, kulinarisch attraktiv, mit tollen Panoramen und einer besonders schönen Altstadt.“

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Dr. Sina Westphal, Jg. 1982, Historikerin und Archivarin
Lieblingsplatz: Balduinbrücke

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