Christine: Der Blick aus der Gondel immer ein besonderes Erlebnis

Leise erheben sich die Gondeln der Koblenzer Seilbahn aus der Talstation am Konrad-Adenauer-Ufer hinauf zur Festung Ehrenbreitstein. Die Koblenzer Attraktion, erbaut zur Bundesgartenschau 2011, ist die erste Dreiseilumlaufbahn mit einer Förderkapazität von 7600 Personen pro Stunde. 35 Passagiere pro Gondel können auf einer Länge von 890 Metern und einem Höhenunterschied von 112 Meter befördert werden. Mich fasziniert wieder und wieder der Blick auf die schwebenden Gondeln und während ich am Eingang auf Christine warte, ertappe ich mich auch heute dabei, dass ich nach der Nummer 17, der Gondel mit dem Glasboden suche.

Aus meinen Gedanken reißt mich unvermittelt das fröhliche ‚Hallo‘ meiner heutigen Gesprächspartnerin. Christine ist da und beginnt sofort: „Die Seilbahn, mein Lieblingsplatz! Ich genieße jede Fahrt! Seit 2011 besitze ich die Jahres-Dauerkarte. Beginnend mit dem Frühjahr bis in den Herbst hinein nutze ich diese Verbindung hinauf zur Festung Ehrenbreitstein. Ich besuche die zahlreichen Veranstaltungen, wie Rhein Puls, Landpartie, Horizonte oder Gauklerfest. Aber auch der Blick aus der Gondel auf unsere Stadt ist schon ein besonderes Erlebnis. Allerdings“, schränkt sie plötzlich ein, „es wäre schön, wenn die Gondeln besser klimatisiert wären, zum Beispiel durch Ventilatoren. Hingegen gut finde ich, dass die Kabinen Oberlichter besitzen.“

Christine, Juli 2019

Christines Schwärmen ist kaum zu bremsen. Und ich kann sie gut verstehen. Auch ich bin froh, dass die Koblenzerinnen und Koblenzer sich nach der BUGA für den Erhalt der Seilbahn in ihrer Stadt vehement eingesetzt haben. 2013 hat die UNESCO auf der 37. Sitzung des Welterbekomitees beschlossen, den Betrieb bis 2026 zu erlauben. Hervorragend, denke ich wieder einmal.

„Ach“, ergänzt Christine noch rasch, „dauerhaft beleuchtete Kabinen wären auch sehr schön. In der Dunkelheit ist das ein imposantes Bild, wenn die Gondeln wie Lichtpunkte über dem Rhein schweben.“

Christine lebt seit 30 Jahren in Koblenz, heute im Stadtteil Metternich. Die im Sauerland Geborene ist in Neuwied aufgewachsen, hat sich aber schon seit ihrer Jugend in Koblenz wohl gefühlt.
„In Koblenz war einfach mehr los“, erklärt sie mir, „und so war ich an den Wochenenden meist in dieser Stadt unterwegs. Sie schmunzelt: „Ich möchte nirgendwo anders mehr wohnen. Ich bin schnell in der Innenstadt und am Wasser. Die Verkehrsanbindung ist gut. Es gibt Geschäfte und eine attraktive Umgebung.“

Christine erzählt. Sie beschreibt mir ‚ihr Koblenz‘ so liebevoll, dass ich sie gar nicht unterbrechen mag. Sie erwähnt die Lage der Stadt, die kurzen Wege, die vielen grünen Plätze und vor allem auch das abwechslungsreiche Kulturangebot.
„Durch das Engagement des ‚Cafè Hahn‘ hat die Festung Ehrenbreitstein als Veranstaltungsort sehr gewonnen. Aber das Angebot in der Stadt ist eh sehr ausreichend. Oft werden so viele Veranstaltungen angeboten, dass einem die Entscheidung, welche man besuchen mag, sehr schwer gemacht wird.

Koblenzer Attraktion: Die Seilbahn, Juli 2019

Ist Koblenz deine Heimat, bist du hier zuhause?, möchte ich von Christine wissen.
„Koblenz ist mein Zuhause, Heimat dagegen ist das Sauerland. Zuhause sein“, so Christine, „bedeutet für mich, sich wohlfühlen, mit Menschen zusammen sein, die mir gut tun, mit denen ich meine Freizeit verbringen kann, die offen sind für gute Gespräche, Aktivitäten und Ideen.
Und dann äußert Christine ganz bewusst: „Ja. ich möchte in Koblenz bleiben!“

Auf meine nächste Frage, was man denn in Koblenz verbessern könne, fällt Christine spontan die Parksituation in der Innenstadt ein.
„Kostenfreie Kurzzeitparkplätze wären eine gute Lösung. 15 Minuten reichen oft, um rasch Besorgungen, wie einen Gang zur Apotheke, zu erledigen. Es gibt viele Straßen, zum Beispiel die Clemensstraße am Koblenzer Theater, die sich dafür anbieten würde. Schreib das ruhig“, ermuntert mich die couragierte Frau.
Aber auch die vielen ‚Billigläden‘ in der Koblenzer Innenstadt sind für die Koblenzerin unakzeptabel.
„Die Stadt sollte aufpassen, dass die Fußgängerzone als Geschäftsstraße attraktiv bleibt“, sagt sie ernst.
„Fehlende Geschäfte und Leerstand, dazu horrende Parkgebühren, ach…“, sie hält kurz inne, „die Verkehrslage, jetzt wo an allen Brücken gleichzeitig gebaut wird. Wer will denn dann noch in die Koblenzer Innenstadt?“

Was wünschst du dir ganz konkret?
„Keine großen Handelsketten sondern kleine Fachgeschäfte, dazu Bäckereien, Metzgereien, Blumenläden. Die Stadt sollte die Mieten für die Geschäfte senken. Jungunternehmer sollten eine Chance bekommen, in der Innenstadt Fuß zu fassen. Dies ließe sich zum Beispiel über die Zusammenarbeit mit Stadt und Industrie- und Handelskammer bestimmt realisieren. Man muss nur wollen…“, bekräftigt sie energisch.

Und wollen die Menschen in Koblenz?, frage ich etwas provokant.
„Natürlich, denk doch nur an die BUGA!“, Christines Augen blitzen.
„Die Koblenzerinnen und Koblenzer packen an, meckern nicht…oder nicht so viel“, jetzt lacht sie wieder, „wir können und wollen in unserer Stadt etwas bewegen. Apropos BUGA“, setzt Christine nach, „die BUGA-Freude, oder korrekt Freude der Bundesgartenschau Koblenz 2011 e.V.‘ pflegen ehrenamtlich die vielen Grünflächen in der Stadt. Noch ein gutes Beispiel für Engagement!“

„Mir fällt da noch etwas ein“, ergänzt meine Gesprächspartnerin nach einer kurzen Pause.
„Vor wenigen Tagen habe ich eine Reportage über Umweltschutz in Mexiko gesehen. Dort werden zum Beispiel Brückenpfeiler begrünt. Diese nehmen dann Abgase und Feinstaub auf, die Luft wird gefiltert…“
Ich ahne bereits, was Christine gleich sagen wird. Ja, auch Koblenz hat viele Brücken.

Eine couragierte Koblenzerin mit einem interessanten Blick auf ihre Stadt, Juli 2019

 

 

es gibt hier viel zu entdecken…

Ich schaue mit Christine an diesem Morgen zusammen auf ihre Stadt. Ihre offene, ehrliche und zugleich so positive Art macht es mir leicht das Gespräch zu führen.
Was zeigst und erzählst du einem Gast über deine Stadt, wenn er dich einen Tag lang besucht?, frage ich neugierig.
„Ganz einfach“, und wieder lacht sie so herzlich und ansteckend, „die Seilbahn! Aber zunächst hole ich meinen Gast vom Bahnhof ab und spaziere mit ihm durch die Rhein-Anlagen zum Deutschen Eck. Das muss er gesehen haben! Von dort geht es natürlich direkt zu meinem Lieblingsplatz. Wir gondeln hinauf zur Festung Ehrenbreitstein, genießen den wunderbaren Ausblick. Zurück in der Altstadt geht es dann vom Görresplatz über den Jesuitenplatz hin zum Münzplatz, ein kleiner Stadtbummel sozusagen. Meinem Gast würde ich dabei erzählen, wie viel es in dieser Stadt zu entdecken gibt.

Mitten im Satz stutzt Christine: „Weißt du, woran ich gerade denken muss? Als ich in Toronto war, fiel mir ein und auf, wie schön es in Koblenz ist. Die vielen Plätze in unserer Stadt, an denen du in Cafés oder Restaurants draußen sitzen kannst. In Toronto gibt es das nur außerhalb der Stadt.“
Dann beschreibt sie mir munter weiter, wie sie die verbleibende Zeit mit ihrem Gast gestaltet: „Natürlich gehen wir noch gemütlich essen und…“, wieder hält Christine kurz inne, „wenn mein Gast an einem Mittwoch käme, würden wir gemeinsam zum Markt im Koblenzer Stadtteil Ehrenbreitstein gehen und gemütlich ein Glas Wein aus der Region trinken.“

Und was sagst du deinem Gast nun ganz konkret über deine Stadt?, hake ich nach.
„Koblenz ist eine Stadt mit Charme und mit vielen Sehenswürdigkeiten!“

Kannst du mir Koblenz auch mit fünf Begriffen oder Sätzen beschreiben?
„Oh, das ist schon schwieriger. Aber ich versuche es gerne. Koblenz ist quirlig, liegt sehr zentral, ist kulinarisch, kulturell und hat viele grüne Plätze.“

Wollen wir uns demnächst auf dem Markt in Ehrenbreitstein treffen?, stelle ich meine letzte Frage für heute.
Christine nickt und ich freue mich auf unser Wiedersehen…

Christines Lieblingsplatz: Die Seilbahn in Koblenz, Juli 2019

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Christine,
Lieblingsplatz: Koblenzer Seilbahn

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