Einer der ersten Frühlingstage in Koblenz. Wir sitzen zusammen mit Christian und Grit, seiner Freundin, die wieder zu Besuch in Koblenz ist, in einem Biergarten am Rhein. Christian, der im Hunsrück geborene Informatiker, ist nach seinem Studium in Kaiserslautern nach Koblenz gezogen, des Berufs und der Liebe wegen. Und er fühlt sich wohl hier, liebt seine Stadt, auch wenn ihm nicht alles so gefällt und sich seiner Meinung nach noch vieles verbessern ließe. Die Kultur fällt ihm da spontan ein. Da fehlt ihm eindeutig die alternative Kunst- und Kulturszene. Zu wenig Angebote, meint er und so reisen unsere beiden Gesprächspartner dann lieber in andere Städte.
Was mögt ihr denn an Koblenz besonders, fragen wir zuerst.
Die Landschaft, sagen beiden gleichzeitig und dann überlässt Christian seiner Freundin das Antworten. Die Landschaft ist hier einfach fantastisch, soviel Grün, schwärmt Grit, die beiden Flüsse…
Die drei Flüsse, korrigiert Christian jetzt spontan. Drei? Auch wir fragen nach und bekommen als dritten Fluss die Lahn genannt. Die Lahn zählt für mich als Fluss zu Koblenz, auch wenn die Koblenzer das, so glaube ich, nicht so gerne hören. Die Lahnsteiner aber auch nicht, lacht er.
…man spürt, wie sehr sie ihre Stadt lieben.
Ja, die Koblenzer, für Grit und Christian positive, liebenswerte, herzliche Menschen, allerdings haben beide nur wenig Kontakt zu „echten“ Koblenzern. Es ist nicht ganz so leicht, mit ihnen in Kontakt zu kommen, meinen Beide. Woran das liegt können sie uns zunächst nicht erklären. Christian versucht sich dann aber doch an einer Antwort: Vielleicht müsste man mehr in die Koblenzer Traditionen eintauchen, den Karneval zum Beispiel, oder sich mehr in Vereinen engagieren, Schützenverein, Heimatverein… Aber das ist eher nix für mich. Allerdings, so Christian, engagiere ich mich im Vorstand bei Pro Familia Koblenz und kenne daher doch den ein oder anderen näher. Beide sind besonders angetan vom Stolz der Koblenzer auf ihre Wurzeln. Man spürt ganz oft, wie sehr sie ihre Stadt lieben, ist Grit begeistert.
Wir schauen gemeinsam über den Rhein auf den Stadtteil Pfaffendorf, das rheinische Nizza, wie vorbeifahrende Schiffer diesem Stadtteil wegen der terrassenförmigen Bauweise seinerzeit nannten. Es ist so schön hier, sagt Christian plötzlich in die Stille, wie im Urlaub. Wisst ihr, allein die Landschaft rund um Koblenz ist schon eine Reise wert. Aber erst die Stadt selbst mit ihrer Architektur, dem vielen Grün, den unterschiedlichen Plätzen in der Altstadt, mit den Festungsanlagen, schade für Jeden, der uns hier noch nicht besucht hat. Ich, nein wir, werden sicher bleiben. Davon ist Christian überzeugt und auch Grit nickt lebhaft. Sie nimmt seine Hand, Beide lächeln.
Natürlich möchten wir auch wissen, was unseren lebensbejahenden Gesprächspartner an ihrer Stadt weniger gefällt, aber vor allem, was sie sich wünschen. Die gebürtige Dresdnerin vermisst den aktiven Austausch mit anderen Ländern und Kulturen. Mehr multikulturelles Leben wäre schön, sagt sie, auch das Leben heidnischer Bräuche würde sicher in der Stadt gut aufgenommen. Christian hingegen ist mit seiner Stadt eigentlich zufrieden. Es wäre schön, wenn Koblenz größer wäre, scherzt er, aber darauf hat man ja nun keinen Einfluss. Wir lachen, doch Christian meint plötzlich ernst: Manchmal ist mir Koblenz dann doch etwas zu provinziell. So ein alternativer Stadtteil, der fehlt. Berlin hat Kreuzberg, Köln hat Ehrenfeld und Koblenz…Wir warten gespannt auf das Ende seines Satzes. Grit ist schneller. Koblenz hat doch Ehrenbreitstein, sagt sie und schaut Christian etwas schelmisch an. Ja, aber Ehrenbreitstein ist doch viel zu sauber, entgegnet er. Die südliche Vorstadt hingegen finden sie sehr attraktiv. Da entwickelt sich etwas, stellen sie fest. Beide wünschen sich, das Koblenz bunt bleibt, vielleicht noch bunter wird, noch mehr kulturelle Vielfalt bietet, wie die Kulturtage in Ehrenbreitstein, und dass die Menschen einen offenen, toleranten Umgang miteinander pflegen. Jeder soll sich in ihrer Stadt wohl und sicher fühlen.
Wenn ein Fremder in eure Stadt käme, was würdet ihr ihm von Koblenz zeigen? Bei dieser Frage ist sich das Paar spontan einig. Sie würden einen langen Spaziergang durch die Rheinanlagen hin zum Deutschen Eck unternehmen. Weißt du noch, sagt Grit und blickt Christian liebevoll an, als ich das erste Mal bei dir in Koblenz war? Da hast du mir auch das Deutsche Eck gezeigt und danach waren am Münzplatz indisch essen. Sie schaut verträumt, erinnert sich an ihren ersten Besuch in Koblenz. Christian ergänzt, und wir waren leckeres Eis essen bei eGelosiA, der wunderbare Eisdiele im Herzen der Koblenzer Altstadt.
Klingt, als ob das Deutsche Eck eurer Lieblingsplatz wäre?
Nein, das kommt ebenso spontan. Unser Lieblingsplatz ist das Kaiserin-Augusta-Denkmal in den Rheinanlagen. Das Denkmal von Bruno Schmitz wurde 1896 zu Ehren der Gattin Kaiser Wilhelms I., Kaiserin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, eingeweiht. Es befindet sich im südlichen Abschnitt der von Augusta als Landschaftspark geschaffenen Rheinanlagen in der Südlichen Vorstadt von Koblenz.
…wohl eher Lieblingswege als Lieblingsorte.
Oder doch eher der Weg dorthin, am Rhein entlang, meint Grit plötzlich. Man ist mitten im Grünen und trotzdem noch in der Stadt. Wir sind sehr gerne unterwegs, gehen viel spazieren. Insofern haben wir wohl eher Lieblingswege als Lieblingsorte, stellt Grit fest. Auch den Weg vom Denkmal am Ufer des Rheinarmes entlang Richtung Stadtteil Oberwerth liebt das naturverbundene Paar. Na, sagt jetzt Christian mehr zu Grit als zu uns, einen Lieblingsplatz habe ich dann doch, mein Zuhause. Ich wohne mitten in der Stadt, alles ist gut ohne Auto oder öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen. Ich habe schöne Lokale direkt vor der Haustür, gute Einkaufsmöglichkeiten, bin rasch am Bahnhof oder im Grünen. Das schätze ich sehr.
Wieder schauen wir gemeinsam auf den Rhein, jeder von uns mit seinen eigenen Gedanken. Es war ein interessanter, fröhlicher und kurzweiliger Nachmittag für uns. Bevor wir uns aber verabschieden, bitten wir Grit und Christian noch, ihre Stadt mit fünf Begriffen oder kurzen Sätzen zu beschreiben. Eine schwierige Aufgabe zum Schluss, meint Christian, da muss ich wohl erst einmal überlegen. Grit ist da spontaner. Für sie ist Koblenz eine sehr helle Stadt mit vielen Villen, schönen Restaurants, mit Kaffeekultur, mit viel Wasser, und eine Stadt zum Bummeln. Jetzt ist Christian dran. Gar nicht so einfach, meint er. Koblenz ist für mich eine Stadt mit langer historischer Tradition, sehr einladend und freundlich, eine Urlaubsstadt, aber auch die „Hauptstadt der Provinz“. Dabei lacht er uns an und sagt: Das erkläre ich euch dann bei unserem nächsten Treffen. Ja, wir werden das sympathische Paar gerne wiedersehen.
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Christian Bayerlein, Jg. 1975, Informatiker | Grit Uhlemann, gebürtig aus Dresden
Lieblingsplatz: Kaiserin-Augusta-Denkmal in den Rheinanlagen