Bisholder ist eine Ortslage im Koblenzer Stadtteil Güls. Dort leben seit zwölf Jahren Karin und Theo, die wir hoch über dem Tal der Mosel an diesem lauen Maiabend treffen. Kaum angekommen, erklärt uns Karin, dass wir heute zwei Lieblingsplätze kennenlernen werden und dass es sich doch viel entspannter bei einem guten Glas Wein plaudern lässt. Sie hat bereits den Picknickkorb gepackt und zu viert machen wir uns direkt auf den Weg.
Bisholder wurde erstmals im Jahr 1019 urkundlich erwähnt, am 1. April 1938 in die Gemeinde Güls eingegliedert und 1970 in die Stadt Koblenz eingemeindet. Eine der Sehenswürdigkeiten im Ort ist die katholische Kapelle St. Antonius Eremit, einer der Lieblingsplätze unserer beiden lebensfrohen Koblenzer. Ein Ort der Ruhe für uns, erklärt Karin. Die Kapelle wird nur noch zwei Mal im Jahr genutzt, zur Antoniusmesse im Januar und zur Kirmes im Juni. Wenn ich die Kapelle betrete, tauche ich sofort in eine mir angenehme Stille ein. Es ist für mich ein Ort, an dem ich mir bewusst Zeit nehme, sagt Karin leise. Sie, die sich gern und viel in Bisholder engagiert, gibt in der Kapelle mit Lesungen den Trauernden Mut und Kraft, von ihren Verstorbenen Abschied zu nehmen. Das sind auch für mich immer wieder Momente, mich auf das Leben, aber auch auf die Endlichkeit zu besinnen, sagt Karin bevor sie die Tür zur Kapelle öffnet. Wir stehen im schlichten Inneren und schauen auf die barocke Antonius-Statue.
In die Stille hinein fragen wir das Ehepaar leise, was ihnen an Koblenz so gut gefällt. Unsere Stadt, unsere Heimat, antworten Beide gleichzeitig und Theo ergänzt, das Besondere sind die Menschen, die Gemeinschaft, das Miteinander, leben und leben lassen. Aber vor allem braucht es die Menschen hier, um das Gefühl von Heimat zu haben und zu leben.
Hinzu kommt für die beiden in Bisholder verwurzelten Koblenzer die Nähe zur Stadt. Auf dem Land leben zu können und dennoch rasch in der Stadt zu sein, ist für sie ein wichtiges Stück Lebensqualität. Sie sind oft in der Innenstadt, genießen zu zweit oder mit Familie und Freunden die kulturellen und gastronomischen Angebote, erkunden die Gegend, wandern. Wir leben da, wo andere Urlaub machen, bekräftigt Karin.
Das muss man sich aber trotzdem hin und wieder bewusst machen, antwortet jetzt Theo mehr seiner Frau als uns, und das tun wir auch und entdecken selbst immer noch Neues in der Stadt, in der wir schon lange leben, zum Beispiel bei einer Altstadtführung zum Thema Wein, bei den vielen Musikevents wie den Even-Song-Veranstaltungen oder den Konzerten in der Rheinischen Philharmonie. Aber auch die vielen Veranstaltungen auf der Festung besucht das Ehepaar sehr gerne. Und wenn ich dann auf dem Festungsplateau stehe, dieser Blick von der Festung über die Stadt nach Bisholder… und dann zu spüren, wir sind mittendrin, das ist Heimat pur für uns, sagt Karin und schaut Theo liebevoll an.
Noch ein letzter Blick zur Kapelle, dann machen wir uns auf den Weg zu einem weiteren Lieblingsplatz. Der Weg führt uns direkt durch den Ort. Immer wieder treffen wir Freunde oder Bekannte des Ehepaares, jeder wird freudig begrüßt, hier und da ein kleines Gespräch. So ist das hier bei uns auf dem Land, Jeder kennt Jeden, man lacht und weint zusammen, scherzt Theo, aber wir spüren genau, wie stolz er darauf ist. Das Ehepaar, welches viel und gerne reist, ist sich absolut sicher, dass es für sie keinen Ort auf der Welt gibt, an dem sie lieber leben würden.
Bereits auf dem Weg verraten uns Karin und Theo, was ihnen an ihrem Lieblingsplatz so gut gefällt. Es ist eben nicht nur der fantastische Blick über Bisholder hinüber zur Festung, sondern auch die Abgeschiedenheit, die Ruhe, das bewusste Erleben der Natur. Einfach mal für sich sein zu können, die Vögeln zu hören, den Wind zu spüren, nebeneinander zu sitzen, zu reden oder auch zu schweigen, gemeinsam zu genießen, erzählen sie abwechselnd, aber wir haben das Gefühl, dass sie im Moment mehr zueinander als zu uns sprechen.
Und dann stehen wir vor der kleinen Bank, mitten in den Feldern oberhalb von Bisholder, und verstehen sofort, was diesen Platz so einzigartig macht. Theo öffnet die Flasche Wein, füllt die Gläser und sagt fröhlich zu uns: Na, was will man mehr!
Auf unsere nächste Frage, was sie mit einem Fremden in Koblenz spontan unternehmen würden, sind sich Beide sofort einig: Einen Bummel durch die gut restaurierte Koblenzer Altstadt, die Rheinpromenade entlang, dann hinauf mit der Seilbahn zur Festung. Ich muss doch dem Fremden schon mal mein Bisholder zeigen, scherzt Karin und lacht dabei herzhaft, bevor wir den Abend gemeinsam hier an diesem Platz ausklingen lassen, natürlich mit einem guten Glas Wein.
Und was würdet ihr dem Fremden über Koblenz spontan sagen?
Theo antwortet direkt, dass Koblenz eine liebenswerte Stadt ist, in der man sich wohl fühlt und jeder nach seiner Fasson leben kann. Karin überlegt etwas länger, ist sich dann aber ganz sicher: Koblenz ist Heimat für alle!
Die beiden positiven Koblenzer strahlen, wenn sie von ihrer Stadt erzählen. Aber auch von ihnen möchten wir nun wissen, was man in Koblenz noch verbessern könnte. Ohne großes Nachdenken, antworten sie, dass ordentlich Radwege geschaffen werden müssten, um die Stadt vom Verkehr und damit die Umwelt zu entlasten, dazu ein preiswerter Nahverkehr, geringe Parkgebühren, weniger Leerstand bei Geschäften und Lokalen in der Innenstadt. Plötzlich stellt Theo sein Weinglas ab, hebt beide Hände und sagt engagiert: Ich hätte da mal einen Vorschlag an die Stadt!
Überzeugt erklärt er, dass der Nahverkehr viel mehr subventioniert werden muss. Er schlägt das „Ein-Euro-Ticket“ vor und ist sich absolut sicher, dass die Menschen dann den Bus in die Stadt nehmen und nicht mehr die Gewerbegebiete vor Ort mit dem Auto anfahren würden. Dazu attraktive Geschäfte in der Innenstadt, grüne Oasen zum Verweilen für Jung und Alt, die Menschen kaufen wieder direkt in Koblenz ein, die Stadt hätte höhere Steuereinnahmen. Klingt doch logisch, oder, sagt Theo, einfach mal probieren, vielleicht auch zeitlich begrenzt, und nicht erst tausend Mal überlegen, warum etwas nicht geht. Er seufzt, schüttelt leicht den Kopf, aber dann strahlt er wieder und meint, so ist halt unser Koblenz.
Und wie ist halt euer Koblenz fragen wir und fordern Karin und Theo gerne auf, zum Ausklang unseres Gesprächs, ihre Stadt mit fünf Begriffen oder Sätzen zu beschreiben. Karin verbindet Koblenz mit Kultur und Wein, mit Karneval, mit liebenswerten Menschen und ihren Freunden, mit einer kleinen Stadt, die so alles hat. Für Theo ist Koblenz lebenswert, überschaubar, wohlfühlen, eckig und Heimat.
Als junges Mädchen wollte ich immer „raus in die weite Welt“, Neues entdecken, etwas erleben, aber inzwischen bin ich hier angekommen, tief verwurzelt, sagt Karin. Theo nimmt ihre Hand und antwortet: Und wir werden hier bleiben, gut, vielleicht in den Wintermonaten künftig der Kälte entfliehen, zwinkert er uns zu…
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Karin Kneip-Lütkemeier, Jg. 1964, sportbegeisterte, ehrenamtlich engagierte Bisholderin
Theo Lütkemeier, Jg. 1953, heimatverbunden, in Güls geboren und aufgewachsen
Lieblingsplätze: Kapelle St. Antonius-Eremit, Bank in den Feldern oberhalb von Bisholder
Ein Hallo aus Güls,
ein lesenswerter, wundervoller Beitrag 🙂 .
Als Freundin von Karin&Theo habe ich die Beiden genauso kennen und schätzen gelernt. Wir wohnen in einem wirklich traumhaften Teil des Rhein – und MoselTals ( Koblenz, Güls, Bisholder etc.) und es ist wichtig, in einer so unruhigen Zeit, dies immer wieder zu sehen und zu genießen.
Sehr gerne und immer wieder mit Karin und Theo!! Eure Freundin Andrea
Hallo nach Güls.
Auch als zugezogener Mitbürger von Güls kann ich Karin und Theo zu ihren Ausführungen nur beipflichten. Wohne jetzt seit 25 Jahren in Güls und genieße immernoch täglich den herrlichen Blick über die Mosel und das nette Zusammenleben im Ort. Auch die lustigen Unterhaltungen bei ein, zwei Gläschen Wein mit Karin und Theo auf dem Blütenfest tragen stets zum heimischen Wohlfühlen bei. Liebe Grüsse Marion und Theo