Martina: Wir in Koblenz – wir engagieren uns!

Schau dir doch mal diesen wunderbaren Baum an, und dieser hier mit dem dicken vernarbten Stamm, und jener erst, diese Baumkrone… jubelt die sommerlich gekleidete Frau und läuft begeistert durch den kleinen Park, der unmittelbar an den Koblenzer Schlossgarten angrenzt. Hier kann ich mich so richtig an der Natur erfreuen und Ruhe finden, sagt sie und streichelt dabei liebevoll über den alten Stamm eines Mammutbaumes. Bäume zu berühren, zu umarmen, gibt mir einfach Kraft und Energie.

Baumliebhaberin Martina, August 2018

Ihren Lieblingsplatz hat Martina während der Bundesgartenschau 2011 entdeckt. In dem kleinen Park gab es neben vielfältigen Veranstaltungen auch eine Leselounge. Man ist dann einfach hier her gekommen, hat sich ein gutes Buch genommen und damit unter die alten Bäume gelegt. Herrlich, erinnert sich Martina und ergänzt, im Frühjahr blühen hier die Elfenblumen. Man muss genauer hinsehen, um diese vielen kleinen, fast unscheinbaren Blumen mit ihren zarten Blütenrispen zu finden – wie Elfen halt. Sie macht eine Pause. Die BUGA hat die Stadt ganz schön auf den Kopf gestellt und verändert. Das war notwendig und gut so. Vieles davon ist geblieben und wir können es heute weiter nutzen. Leider wurde diese Leselounge abgebaut, vielleicht  weil sie zu wenig genutzt wurde. Dafür habe ich in der Vorstadt jetzt einen Bücherschrank entdeckt. Den finde ich großartig. 

Martina ist Koblenzerin, allerdings kein waschechter Schängel, erzählt sie mir schmunzelnd während wir langsam zwischen den alten Bäumen spazieren. Sie lebt im Koblenzer Stadtteil Rübenach, welcher bis November 1970 ein eigenständiger Ort war. Ich fühle mich sehr wohl in diesem Stadtteil. Man kennt sich, trifft sich und tauscht sich aus. Allerdings müsste für diesen Stadtteil so einiges getan werden, betont Martina und nennt die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten, die Beeinträchtigungen durch den regen Durchgangsverkehr und den Verkehrslärm durch die Autobahnen.

Aber der Verkehr ist ja eh ein Dauerthema in unserer Stadt, spricht sie weiter. Bedingt durch die Brücken über die beiden Flüsse und die vielen Baustellen, ist der Verkehrsfluss zäh. An die täglichen Staus auf der B 9 haben wir uns ebenso gewöhnt wie an die Staus und Unfälle bei Regen. Ein Regentropfen und schon versinkt die Stadt im Verkehrschaos. Das ist so ein Koblenzer Running Gag. Mit dem Rad in die Stadt zu fahren, ist für die Koblenzerin keine Alternative. Die Radwege sind nicht sicher, oft endet ein Radweg unvermittelt, sogar auf einer Hauptverkehrsstraße. Wir brauchen ein gutes Verkehrskonzept für unsere Stadt, in das auch der öffentliche Nahverkehr eingebunden wird, betont sie.

Hast du Wünsche an deine Stadt, frage ich Martina. Sie überlegt und antwortet keck: Soll ich Dir die alle aufzählen? Ich ermuntere mein Gegenüber und Martina beginnt: Eine umweltfreundliche Stadt, in der alternative Energiequellen genutzt werden, die Platz für ein Unverpackt-Ladenkonzept bietet, sichere Radwege baut, den öffentlichen Nahverkehr preiswerter und attraktiver gestaltet,  Wohnprojekte gemeinsam für Jung und Alt schafft und bezahlbaren Wohnraum für Geringverdiener anbietet. Viele Wünsche – ich habe alle eifrig mitgeschrieben.

Auf meine nächste Frage, was ihr in Koblenz besonders gefalle, gerät Martina sofort ins Schwärmen und erzählt, dass sie neben der Geschichte der Stadt auch die Lage an den zwei Flüssen sowie die historischen Gebäude besonders mag. Koblenz ist eine der ältesten Städte Deutschlands und die vielen Kirchen, Burgen, das Schloss sowie die unterschiedlichen historischen Stadthäuser und Kulturdenkmäler machen die Geschichte der Stadt auf unterschiedliche Weise erlebbar.

Martina,

Aber besonders gut gefällt mir, betont sie nachhaltig, dass es der Stadt gelungen ist, Modernes der BUGA mit der Historie der Stadt harmonisch zu verbinden. Und sie nennt mir auch gleich zwei passende Beispiele: die Festung Ehrenbreitstein und die Rheinanlagen. Zur BUGA wurde die Festung Ehrenbreitstein saniert und restauriert und bietet seitdem ein attraktives Programm für Gäste und viele kulturelle Veranstaltungen, wie Musical, Konzerte, wechselnde Ausstellungen. Und dafür nutzt man das Gelände so, wie es sich anbietet. Ich selbst genieße diese Angebote oft und nutze für den Weg auf die Festung die Seilbahn. Diese liebe ich, aber ganz besonders das Holzplateau vor der Festungsanlage, strahlt die Frau mit den kurzen rotblonden Haaren.

Auf meine nächste Frage, ob Martina in Koblenz bleiben mag, schüttelt sie kaum spürbar den Kopf. Ich weiß nicht, ob ich Koblenz für immer verlassen könnte, sagt sie. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, die Wintermonate im warmen Süden zu verbringen. Aber das dauert wohl noch etwas…

Koblenzerinnen und Koblenzer zeigen Flagge…

Martina, die als Porträtmalerin arbeitet, ist in Koblenz verwurzelt. Sie kennt die Stadt und ihre Menschen und schildert mir lebhaft wie aufgeschlossen und offen diese sind. Die Koblenzerinnen und Koblenzer zeigen Flagge u.a. mit Veranstaltungen oder Demos, zum Beispiel „Pulse of Europe“ oder „Koblenz bleibt bunt“, engagieren sich, zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe oder für Menschen in Not. Martina, die ungern in Grenzen denkt und selbst aktiv ist, ist sich ganz sicher: Wir heißen Fremde jederzeit willkommen. Das sind nicht nur leere Worte. Schau dir nur mal die vielen, oft rein privaten Initiativen an. Außerdem kommt es immer darauf an, wie man selbst seinem Gegenüber begegnet. Dass sich die Menschen in der Stadt manchmal mit Veränderungen zunächst schwer tun, könnte vielleicht an den über Jahrzehnte hinweg geformten Verwaltungsstrukturen liegen, vermutet Martina Aber wir sind begeisterungsfähig und motiviert, wenn es um unsere Stadt geht und natürlich auch lebenslustig, nicht nur in der närrischen fünften Jahreszeit.

Martinas Lieblingsplatz, der kleine Park am Koblenzer Schloss, August 2018

Was würdest du einem Gast bei einem Besuch in deiner Stadt spontan zeigen und wie würdest du deinem Gast Koblenz kurz beschreiben? Meine Frage löst wiederum ein Schmunzeln bei Martina aus. Natürlich meinen Lieblingsplatz, und den am liebsten im Frühjahr, wenn die Elfenblumen blühen. Und dann plant Martina einen abwechslungsreichen Tag in ihrer Stadt, mit einem Spaziergang durch die Rheinanlagen zum deutschen Eck, durch die Altstadt hin zum Schängelbrunnen, einer Pause in einem Eiscafe auf dem Platz  „Am Plan“. Dort gibt es veganes Eis, erklärt sie mir. Am Abend fahren wir dann mit der Seilbahn hinauf zur Festung Ehrenbreitstein und schauen im Sonnenuntergang auf die Stadt. Ich muss gar nicht mehr viel sagen, denn mein Gast hat selbst gespürt, wie lebendig die Stadt ist.

Und wenn du Koblenz mit fünf Begriffen oder Sätzen beschreiben solltest, hake ich nach.
Weltoffen, freundlich, beruhigend, manchmal etwas träge, aber vor allem fröhlich, kommt ihre Antwort spontan.

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Martina Kaufmann, Jg. 1968, leidenschaftliche Künstlerin
Lieblingsplatz: Schlosspark

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