Anne: Wir alle sind doch Koblenz!

Pünktlich 16 Uhr stehe ich vor Annes Tür in einem Koblenzer Stadtteil. Sie öffnet mir freudig und bittet mich direkt auf ihre große Sonnenterrasse. Dort lässt sie mich erst einmal den fantastischen Ausblick auf die Stadt und die Festung Ehrenbreitstein genießen. Auch ein Lieblingsplatz, sagt sie lächelnd.

Wenige Minuten später ziehen wir dann los. Anne hat ihren Cityroller geschnappt und mir ihr neues Gefährt genau erklärt. Ihr persönlicher Beitrag zur Verringerung des Verkehrs in der Innenstadt, erzählt sie mir.

Annes lebendige Art macht es mir leicht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Auf dem Weg plaudern wir bereits über Koblenz, ihr neues Zuhause, ihre Familie. Mitten im Satz kommt Anne dann eine spontane Idee. Bevor wir zu meinem ausgewählten Lieblingsplatz fahren, zeige ich Ihnen einen weiteren Lieblingsort. Und schon schwingt sie sich auf ihren Cityroller und fährt kraftvoll los.

Am Moselufer mit Blick auf den Koblenzer StattStrand

Am Flussufer in Richtung Moselstaustufe treffen wir an diesem Nachmittag vor allem Jogger. Der von Bäumen umgebene Weg eignet sich gut für sportliche Aktivitäten und längere Spaziergänge. Immer wieder hat man einen traumhaften Blick auf die Mosel, sieht Segelschiffe vorbeigleiten. Urlaub, denke ich. Anne, die vor mir an ihrem ausgewählten Platz angekommen ist, fragt fröhlich: Na, habe ich zu viel versprochen? Ist der Blick auf die Mosel bis hinüber zum StattStrand nicht herrlich? Hier bin ich sehr gerne und verspüre mein persönliches Urlaubsfeeling.

Anne lebt seit Frühjahr 2016 in der Stadt an Rhein und Mosel. Sie hat sich bewusst und aus familiären Gründen für den Umzug aus einem Moselort nach Koblenz entschieden. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“, zitiert sie Hermann Hesse und möchte allen Mut machen, ihre Träume in Taten umzusetzen, auch im reiferen Alter. Sie selbst hat es richtig gemacht, wie sie an diesem Nachmittag immer wieder betont.

Anne liebt ihre Stadt, die sie viele Jahre nur von Einkaufstouren kannte. Inzwischen ist sie in das Stadtleben eingetaucht, genießt es, unterwegs zu sein. Der Paradiesgarten im Blumenhof mit der Basilika St. Kastor, der Weg entlang des Rheins zum Kaiserinnen-Augusta-Denkmal mit den uralten, majestätisch wirkenden Platanen, schwärmt Anne. Und das Deutsche Eck natürlich. Wenn ich an der Spitze stehe, habe ich immer das Gefühl, ich sei auf einem Schiff, fährt sie fort. Meine Frage, was ihr an Koblenz besonders gefalle, muss ich gar nicht erst stellen.

Inzwischen sind wir auch an Annes ausgewähltem Lieblingsplatz, dem Oberen Schlosshof auf der Festung Ehrenbreitstein, angekommen. Herrlich, einfach herrlich, wiederholt Anne immer wieder. Trotz ihres ungebremsten Schwärmens möchte ich aber auch wissen, was ihr an Koblenz weniger gefalle. Die zu unsicheren Fahrradwege, aber vor allem das zunehmende Verkehrsaufkommen und die damit verbundene Luftverschmutzung, formuliert sie klar. Ich mache mir nicht nur viele Gedanken sondern versuche selbst aktiv entgegen zu wirken. So nutze ich zum Beispiel für die Fahrten in die Stadt meinen Cityroller. Nur bei den schlechten Radwegen ist das mitunter sehr gefährlich, erklärt Anne. Gerade auch beim Thema Umweltverschmutzung könnten die Stadt und ihre Menschen viel mehr gemeinsam bewegen. Da ist sich Anne sicher.

Die Menschen, ein gutes Stichwort. Wie sind Sie, die Menschen in Koblenz, möchte ich wissen.
Seelenverwandte, lacht Anne und zwinkert mir zu, Moselaner und Koblenzer unterscheiden sich nicht wirklich. Wieder schmunzelt sie. Gleich darauf beschreibt sie mir, wie offen und herzlich sie als Neue von den Menschen hier aufgenommen und integriert wurde. Es war für sie nicht schwierig, Kontakte, ja sogar neue Freundschaften zu knüpfen. Ich habe mich schnell heimisch und sehr wohl gefühlt, sagt sie froh.

Der Blick von Annes Lieblingsplatz in die Ferne, über die Stadt, August 2018

Haben Sie Wünsche an Ihre Stadt?
Jetzt sprudelt Anne los und lässt mich an ihrer Idee, eine Kommunikations- und Informationsmöglichkeit einzurichten, teilhaben. Es wäre eine schöne Bereicherung, wenn man sich über Angebote für Menschen von Menschen in dieser Stadt an einer Stelle informieren könnte, sei es nun mit einer Infotafel oder als Erweiterung der bestehenden Koblenz-App. Ganz zentral eben, unterstreicht sie nocheinmal. Gemeinsame Unternehmungen, wie Rad fahren, Wandern, Museumsbesuche oder gegenseitige Unterstützung und Hilfe, Mitfahrgelegenheiten… Das ist auch eine gute Sache, einander kennenzulernen. Und für Neukoblenzer wäre es eine der Möglichkeiten, die Stadt und ihre Menschen zu entdecken. Wir alle sind doch Koblenz! betont die zierliche Frau.

Im Anschluss nennt Anne mir sofort noch einen weiteren Wunsch, ein Busticket für Senioren oder gar ein kostenloses Busticket. Damit die Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln auch all die schönen Plätze in unserer Stadt besuchen können., sagt sie überzeugend.

Anne bezeichnet sich selbst als Wahlkoblenzerin, die in einer lebendigen Stadt angekommen ist. Einer Großstadt, in der man sich schnell heimisch fühlt und zurecht finden kann. Noch hat sie nicht alles entdeckt und freut sich auf noch viele Ausflüge mit ihrem Cityroller quer durch Koblenz. Auf meine Frage, was sie einem Gast denn in ihrer Stadt gerne zeigen möchte, antwortet sie spontan. Natürlich die Festung Ehrenbreitstein, den Paradiesgarten und selbstverständlich den StattStrand, das ist Urlaubsfeeling direkt vor meiner Haustür. Dann gibt es noch die bezaubernden Außenplätze, das gute Essen und den Wein. Mein Gast wird gerne wiederkommen, weil es ihm hier gefallen hat, versichert Anne. Da bin auch ich mir sicher, denn Annes Begeisterung für ihre Stadt ist ansteckend.

Annes Lieblingsplatz, der obere Schloßhof auf der Festung Ehrenbreitstein, August 2018

Dann wird sie plötzlich stiller und schaut mich an. Ich hätte da noch einen Herzenswunsch, sagt sie, könnten sie den auch schreiben? Ich nicke. In Koblenz gibt es viele, ganz unterschiedliche Veranstaltungen, aber besonders gern besuche ich die RheinPuls- und RheinKlang-Konzerte auf der Festung Ehrenbreitstein., Mit diesen Konzerten, fast zum „Nulltarif“, denn Sie kaufen nur einen Fünf-Euro-Verzehrgutschein, wird uns etwas ganz besonderes geboten. Ich wünsche mir sehr, dass es diese Musikveranstaltungen noch viele Jahre geben wird. Und…, sie hält kurz inne, wenn sie das auch schreiben könnten, ich möchte Berti Hahn, dem Veranstalter, dafür einmal ganz herzlich Danke sagen. Kann man, antworte ich Anne, denn auch mich begeistern diese Konzerte immer wieder.

Es ist so herrlich einfach und angenehm mit Anne zu plaudern. Ich bin inzwischen richtig neugierig, was sie mir über ihren Lieblingsplatz erzählen wird. Ich denke, ich muss Ihnen gar nicht viel erzählen, beginnt Anne, diese Festungsanlage beeindruckt einfach, nicht nur durch ihre Geschichte und Bauten, sondern auch durch den fantastischen Blick hinunter auf den Zusammenfluss von Rhein und Mosel, auf die scheinbar zu Füßen liegende Stadt und die angrenzenden Mittelgebirge. Ganz besonders mag ich die magische Stimmung bei Sonnenuntergang oder wenn in der Stadt langsam die Lichter angehen. Das ist gigantisch, schwärmt sie mit leuchtenden Augen. Sie erzählt munter weiter und ich höre ihr gerne zu.

Die Festung Ehrenbreitstein liegt 118 Meter über dem Rhein und ist die zweitgrößte erhaltene Festung Europas. Sie wurde in ihrer heutigen Gestalt zwischen 1817 und 1828 erbaut, allerdings reicht ihr Ursprung bis in das Jahr 1000 zurück. Heute befinden sich auf der Festung u.a. das Landesmuseum Koblenz und die Jugendherberge Koblenz. Erreichen kann man die Festungsanlage auf vielen Wegen. Unvergesslich und beeindruckend ist allerdings eine Fahrt mit der weltweit modernsten Seilbahnanlage von Deutschen Eck hinaus auf das Festungsplateau. Über das Jahr laden auf dem Festungsgelände zahlreiche Veranstaltungen und gastronomische Bewirtung zum Verweilen ein. Hier oben auf der Festung vereint sich spannende Geschichte und lebendige Kultur – einzigartig, fasst es Anne in einem Satz zusammen.

Ein Platz zum Verweilen, mit einem phantastischen Ausblick, August 2018

So langsam geht unser gemeinsamer Nachmittag zu Ende. Anne und ich wollen zum Abschluss noch den einzigartigen Panoramablick genießen. Auf dem Weg stelle ich meiner heutigen Gesprächspartnerin die letzte Frage.

Können Sie mir Koblenz mit fünf Begriffen oder in fünf Sätzen kurz beschreiben?
Anne lächelt, wie so oft in den letzten zwei Stunden. Was soll ich sagen, beginnt sie, Koblenz ist schön, lebendig, zentral gelegen, hat ein gutes kulturelles Angebot und vor allem, ist mein Zuhause.

Als wir uns auf den Heimweg machen, macht mich Anne neugierig.
Kennen Sie die älteste, in Koblenz erhaltene Brücke, die Balduinbrücke? Ich zeige Ihnen etwas…

Und schon ist Anne wieder unterwegs. Ich folge ihr, ganz sicher zu einer neuen Koblenz-Geschichte.

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Anne H., Wahlkoblenzerin
Lieblingsplatz: Oberer Schloßhof, Festung Ehrenbreitstein

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